Michael Wiehagen schreibt Lieder für Weihnachtsmusical Drei Haselnüsse für Aschenbrödel im Kurhaus Hamm

2022-07-12 08:56:14 By : Mr. Linqiao Chen

Bis zur Premiere vom neuen Weihnachtsmusical im Kurhaus dauert es nur noch einen Monat. Für die richtige Musik zum Stück sorgt seit 15 Jahren Michael Wiehagen. Wir sorgen für Vorfreude - oder auch Frust, weil es eh keine Karten mehr gibt.

Hamm – Damit seine Frau, Anke Lux, rechtzeitig mit den Proben beginnen kann, komponiert Wiehagen die Songs im Sommer. WA.de hat mit ihm darüber gesprochen, wie es ist, in den Sommerferien Weihnachtsmusik zu schreiben:

In diesem Jahr haben Sie Songs für „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ geschrieben. Was verbinden Sie mit der Geschichte?

Michael Wiehagen: Schnee und lange Abende und Nachmittage, an denen ich mit meiner Familie vor dem Fernseher saß. Es ist eine nette Adaption der Aschenputtel- oder Cinderella-Geschichte, vor allem von Mädchen heiß geliebt. Mir persönlich spielen ja zu wenige Jungs mit (lacht). Es ist ein schönes Weihnachtsmärchen ohne den Weihnachtsmann, das ist auch mal erfrischend. Und auch musikalisch ist es spannend.

Es gibt ja auch eine bekannte Filmmusik. Wie schwer ist es, sich beim Komponieren davon zu lösen?

Wiehagen: Ganz lösen muss ich mich nicht, die Vorgabe des Verlags ist, dass die Titelmelodie untergebracht werden muss.

Wie gehen Sie beim Schreiben der Songs vor?

Wiehagen: Ich überlege vorher, wie ich es angehen möchte. Sollen die Lieder eher folkloristisch oder klassisch sein? Oder macht man es rockig oder poppig? Ich weiß, dass Anke in der ersten Überlegung sagte, sie hätte es gerne rockiger. Dann habe ich mir das Titelstück noch einmal angehört und Teile des Films geschaut und festgestellt: Das geht nicht. Es würde eine ganz andere Geschichte werden. Also haben wir uns für den folkloristischen Stil entschieden.

Entscheiden Sie und Ihre Frau gemeinsam, welches Stück gespielt wird?

Wiehagen: So hat es angefangen. Dann ist es aber öfter vorgekommen, dass ich im Winter an den Stücken für die Freilichtbühnen gesessen habe und Anke die Zeit genutzt hat, Material durchzusehen für das nächste Weihnachtsmusical. Damit ist sie kurz vor den Sommerferien fertig, dann kriege ich das Skript auf den Tisch. Klar reden wir zwischendurch darüber. Und dann sitze ich in den Sommerferien in meinem Studio und komponiere Songs für ein Weihnachtsmusical.

Wie ist das, bei 30 Grad Weihnachtslieder zu schreiben?

Wiehagen: Am Anfang kurios. Ich habe einfach drauflos geschrieben. Mit der Zeit habe ich gemerkt, dass ich mich darauf einstellen muss. Deshalb gibt es beim Schreiben statt eines Kaltgetränks immer heißen Kaffee oder Tee – egal, wie das Wetter draußen ist. Ich habe Gott sei Dank in meinem Studio nur Dachfenster. Ich kann also die leicht bekleideten Menschen draußen nicht sehen. Ich freue mich dann aber über schlechtes Wetter. Wenn es draußen grau und stürmisch ist, kommt es dem Winter nah.

Wir haben auch mal versucht, das Dachfenster mit Kunstschnee und Schneematten abzudecken. Das war aber nur ein Gag, das bringt es nicht wirklich. Aber es ist schon echt merkwürdig, ein Lied für eine Szene zu schreiben, wo alle dick angezogen sind und es kalt ist, während man in Bermuda-Shorts im Studio sitzt. Deshalb ist bei mir viel Nachtarbeit angesagt, da ist es kühler. Wenn die Sommerferien vorbei sind, beginnen die Proben, dann müssen die Songs fertig sein.

Sie haben nur sechs Wochen Zeit. Wie viele Songs sind es dieses Mal?

Wiehagen: Ich meine, es sind zwölf, dann kommen noch Zwischenmusiken dazu.

Ist es schon passiert, dass man einen Song nach der Probe zu Ihnen zurückgegeben hat, mit dem Hinweis: „Der geht so noch nicht“?

Wiehagen: Klar. Also sie werden zunächst angehört und es wird überprüft, ob ich die richtige Tonhöhe habe. Wenn ich komponiere und die Demos einsinge, mache ich das immer in einer Tonlage, die für mich angenehm ist oder wie sie mir in den Kopf gekommen ist. Das muss mit den Darstellern abgeglichen werden.

Ich bin da kein Hardliner, wenn der Song in C-Dur geschrieben ist, aber eine andere Tonart für den Sänger besser ist, passe ich das an. Darstellung und Stimmung sind uns wichtiger als der Anspruch, Melodien in besondere Höhen zu drängen.

Wenn die Proben vorbei sind und Sie das Stück mit ihren Liedern zum ersten Mal sehen – wie ist das?

Wiehagen: Wirklich cool. Dann bin ich völlig losgelöst davon, dass ich die Leute kenne. Ich sitze da und denke, die Melodie kennst du irgendwoher. Dann geht so ein Kribbeln durch meinen Körper und ich denke: „Wow, toll“. Allein bei der Generalprobe bin ich schon so hibbelig. Dann sitze ich fast alleine im Saal, weit weg von den anderen. Es ist ein schönes Gefühl, aber ich weiß dann, dass ich ab diesem Moment nichts mehr machen kann. Es gab immer mal Momente, wo ich dachte, da eine Pauke mehr oder eine Trompete weniger – aber das ist dann einfach so.

Es ist auch schön, Feedback zu bekommen. Wenn nach einem Stück Leute zu einem kommen und sagen: „Meine Kinder haben schon Ihre ersten CDs gehört, jetzt fangen meine Enkelkinder damit an“, und singen Songs von Weihnachtsstücken, die schon zehn Jahre her sind – das ist schon verdammt cool.

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Wer ins Weihnachtsmusical möchte, sollte die Karten kaufen, wenn die Tinte auf Wiehagens Notenpapier noch nicht ganz trocken ist: Es ist meist schon vor den Herbstferien ausverkauft. Auch für die 14 Vorstellungen in diesem Jahr gibt es keine Karten mehr.