Bündner stampfen Hilfswerk für die Ukraine aus dem Boden | suedostschweiz.ch

2022-08-13 13:26:14 By : Ms. Mickey Zhu

In Chur haben sich Freiwillige zu einer losen Organisation formiert, die an vier Stellen im Kanton Hilfsgüter für die ukrainische Bevölkerung sammelt. Ausserdem fand am Montag eine Mahnwache statt.

Esther und Paulin Roman haben erst gerade am Morgen von der Churer Spendenaktion gehört. Und schon sind sie mit dem Auto in die Raschärenstrasse gefahren. Auf der Rückbank: ein Koffer und eine Tasche voller Teppiche, Frotteewäsche, Zahnpasta und sogar ein Verlängerungskabel. Das pensionierte Ehepaar wird von Maria Wolf-Beskorovayniy in Empfang genommen. Sie sammelt hier zusammen mit 20 anderen freiwilligen Helfern Güter, die per Lastwagen via ukrainische Botschaft in Bern in die Ukraine gebracht werden. «Wir sind überwältigt von den vielen Menschen, die permanent vorfahren, um Hilfsgüter zu spenden», sagt Wolf-Beskorovayniy.

Ähnlich wie zu Beginn der Coronakrise ist auch jetzt wieder eine grosse Solidarität zu spüren. Innert wenigen Tagen ist hier, im Westen Churs, eine Organisation entstanden, die dringend benötigte Güter für die Ukraine sammelt. Auf diese Weise seien seit Samstag bereits vier Tonnen Material zusammengekommen, sagt Retus Sgier, einer der zwanzig Helfenden. Seine Frau ist Ukrainerin und als am letzten Donnerstag Russland seinen Angriffskrieg startete, liess Sgier alles stehen und liegen. «Ich habe überlegt, wie ich den Menschen im Land helfen kann», sagt der Landquarter. «Die Schwiegermutter sitzt in der Ukraine fest.»

Am Sonntagabend ist Sgier zum ersten Mal mit einem vollgepackten Lastwagen von Chur nach Zürich gefahren, um dort das Hilfsmaterial in einer Sammelstelle abzuladen. An diesem Montagabend wird er direkt nach Bern zur ukrainischen Botschaft fahren. «In Zürich haben sie am Sonntag gesagt, wenn wir so viel sammeln, sollen wir besser direkt nach Bern fahren», erklärt Sgier. Von dort aus werden die Güter an die ukrainisch-polnische Grenze gefahren. Von da an übernimmt das ukrainische Militär, das die Hilfsgüter direkt ins Kriegsgebiet bringt. «Wir fokussieren uns jetzt erstmals auf die Leute im Land», sagt Wolf-Beskorovayniy. «Diejenigen, die flüchten konnten, haben es besser als diejenigen im Land.» Auch die Churerin ist direkt betroffen vom Krieg: Ihr Mann ist Ukrainer und sie haben Freunde und Verwandte, die derzeit in der Ukraine festsitzen.

Seit Montag steht nun die offizielle Website der bisher noch losen Bündner Organisation. Auf ukrainehilfe-gr.ch findet sich eine Aufzählung von Materialien, die an mittlerweile vier Stellen im Kanton entgegengenommen werden. Die Abgabestellen befinden sich in Chur (2), Flims und Landquart. Fast alles ist als Spende willkommen: von medizinischem Material wie Schmerzmittel oder Notapotheken, über Alltagsgegenstände wie Schlafsäcke, Windeln oder Kerzen bis zu Schutzbekleidung wie Helme oder schusssichere Westen. «Wir hoffen auch, dass neben den Privatpersonen auch medizinische Hersteller oder andere Firmen Materialien vorbeibringen», sagt Wolf-Beskorovayniy. «Medikamente und Ausrüstungsgüter sind momentan am wichtigsten und es ist schwierig, an sie heranzukommen.»

Alle Sachspenden können an den folgenden Orten abgegeben werden: Chur - Autoteile Wolf, Raschärenstrasse 30, (Hauptsammelstelle, hierhin können auch Postpakete geschickt werden.) - Emporio italiano di Angelo, Sägenstrasse 10 Flims - My-Beauty Studio, Promenada 29 Landquart - Schulstrasse 30 (grünes Haus) Scuol - Geweih Royal, Stradun 328

Diese Liste der gefragten Güter haben die Churer Helfenden nicht selber zusammengestellt. Sie stammt von der ukrainischen Botschaft in Bern, die landesweit aufgerufen hat, diese «notwendigsten Güter» zu sammeln. Kaum ging das Schreiben der Botschaft heraus, haben es die Helfenden ins Deutsche übersetzt und über die sozialen Kanäle verbreitet, wie Wolf-Beskorovayniy erklärt. Danach seien die Sammelstationen in Flims und Landquart entstanden. Weitere, zum Beispiel im Engadin oder Davos, könnten schon bald folgen. Und noch diese Woche soll der Verein gegründet werden, sodass der bisher lose Verbund offiziell von der ukrainischen Botschaft akkreditiert werden kann, wie Sgier ausführt. «Die Spendenaktion läuft, solange Güter gefragt sind und gespendet werden.»

In den ersten drei Sammeltagen kamen an der Raschärenstrasse in Chur rund vier Tonnen Hilfsgüter zusammen.

Rund 300 Menschen kamen am Montagabend nach 18.30 Uhr auf dem Alexanderplatz in Chur zusammen. Sie gedachten den Opfern und Verletzten des Kriegs in der Ukraine und sangen gemeinsam Friedenslieder.

Andri Nay arbeitet als Redaktor bei Zeitung und Online. Er studierte Politikwissenschaften und Betriebswirtschaftslehre im Bachelor und schliesst derzeit sein Masterstudium in Wirtschaftsgeschichte ab. Er schreibt seit 2017 für das «Bündner Tagblatt» und die «Südostschweiz». Mehr Infos

Heidi Günthart 01.03.2022 - 23:18 Uhr

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