Vom Rückruf sollen laut Fiat Chrysler auch einzelne Modelle der Marke Jeep betroffen sein
Der Autobauer Fiat Chrysler ruft in den Vereinigten Staaten 4,8 Millionen Fahrzeuge wegen eines möglichen Defekts beim Tempomat zurück, der den Fahrer daran hindern könnte, den automatischen Geschwindigkeitsregler zu deaktivieren.
Der Konzern forderte die Autofahrer auf, den Tempomat erst wieder nach einem Software-Update zu benutzen. Der Rückruf umfasse benzinbetriebene Fahrzeuge mit Automatikgetrieben aus den Modelljahren 2014 bis 2018.
Betroffen seien die Typen Chrysler 200/300, Chrysler Pacifica, Dodge, Jeep Cherokee, Jeep Grand Cherokee, Jeep Wrangler und Ram Pickups. Aktien von Fiat Chrysler fielen in New York um 3 Prozent, heißt es in den englischsprachigen Diensten der Nachrichtenagenturen Reuters und AP.
Dem Rückruf seien keine Unfälle vorausgegangen, versicherte der italienisch-amerikanische Autohersteller. Es habe aber einzelne Fälle gegeben, in denen Fahrer erklärten, sie hätten den Tempomat nicht deaktivieren können.
Offenbar auch andere Märkte außerhalb der USA betroffen
Fiat Chrysler stellte fest, dass Tempomat-Systeme zeitweise automatisch eine Beschleunigung einleiten, um die vom Fahrer gewählte Geschwindigkeit beizubehalten - auch wenn sie eine Steigung hinauffahren. Ginge eine Beschleunigung gleichzeitig mit einem Kurzschluss in einem bestimmten elektrischen Netzwerk einher, könnte der Fahrer die Funktion nicht deaktivieren.
Zudem betonte das Unternehmen, dass es eine unbestimmte Anzahl von weiteren Fahrzeugen in Kanada, Mexiko und anderen Märkten zurückrufen werde. Über mögliche Kosten des Massenrückrufs machte der Konzern keine Angaben. US-Aufsichtsbehörden hatten den Autobauer im Jahr 2015 wegen Sicherheitslücken mit Strafen von insgesamt 175 Millionen Dollar belegt.
Zwar erscheint die Zahl des aktuellen Rückrufs sehr groß, doch haben einzelne Autobauer in der Vergangenheit wegen möglicher technischer Probleme noch deutlich mehr Autos zurückrufen müssen.
Ford zum Beispiel hatte 1980 rund 21 Millionen Fahrzeuge in die Werkstätten gerufen. Das Problem: Das Automatikgetriebe hatte von ganz allein den Parkmodus freigegen, was bei Gefälle dazu führte, dass sich die Wagen wie von Geisterhand bewegt selbstständig machen konnten. 1999 schrieb ebenfalls Ford 15 Millionen Fahrzeugbesitzer an, weil ein Defekt beim Tempomat-Schalter in seltenen Fällen zu einem Brand führen konnte - Platz 1 und 2 der größten Rückrufe.
Vielen Menschen dürfte das Drama um Gaspedale von Toyota noch besser in Erinnerung sein. Rund neun Millionen Autos musste der japanische Autokonzern in den Jahren 2009 und 2010 zurückrufen, weil sich durch verrutschende Fußmatten das Gaspedal in den Wagen verhaken konnte. Dabei war es auch zu tödlichen Unfälle gekommen. Toyota zahlte an Hinterbliebene Millionen Entschädigung und Milliarden Dollar, um Strafverfahren in den USA abzuwenden.
Ford erwischte es bislang am härtesten
Auf Platz vier der weltweit größten Massenrückrufe folgt auch schon der deutsche Autokonzern Volkswagen. 2016 riefen die Wolfsburger im Zuge des Dieselskandals 8,5 Millionen Autos zurück. Für den Konzern ist der Skandal noch immer nicht ganz abgehakt und hat ihn eingedenk kostspieliger Vergleiche mehr als 20 Milliarden Euro gekostet.
Probleme mit dem Anlasser veranlassten erneut Ford dazu, im Jahr 1996 7,9 Millionen Autos zur Reparatur in die Werkstätten zu rufen - Platz 5 auf der traurigen Rekordliste. Ein Problem mit elektrischen Fensterhebern zwang wiederum erneut Toyota im Jahr 2012 dazu 7,4 Millionen Fahrzeuge zurückzurufen (Platz 6).
Das Management von General Motors aber ebenso die Kunden des US-Autobauers dürften noch sehr gut die Jahre 1971 (6,7 Millionen), 1981 (5,8 Millionen) und 2014 (5,8 Millionen) in Erinnerung haben. Mal war es ein fehlender Bolzen im Motorraum, mal ein defekter Bolzen in der Federung und zuletzt ein defektes Zündschloss, das den Konzern veranlasste, millionenfach die Wagen zurückzurufen.
Behörden brachten 124 Todesfälle mit Zündschlossskandal in Verbindung. Die einstige Opel-Mutter kam dabei mit einer Zahlung von 900 Millionen Dollar an die US-Justizbehörden noch vergleichsweise glimpflich davon, um eine Untersuchung der US-Regierung abzuwenden.
Mit Honda erwischte es 2014 einen weiteren japanischen Hersteller. Aufgrund von Problemen mit Airbags bei gut 20 Modellen musste der Autobauer allein in diesem Jahr 5,4 Millionen Fahrzeuge zurückrufen (Platz 10). Das Drama kostete Konzernchef Takanobu Ito letztlich den Job. Für die Statistiker sei vermerkt: Die Rückrufe begannen bereits 2008 und summierten sich nach Agenturberichten bis 2015 auf insgesamt 14 Millionen Fahrzeuge.
Vom Rückruf sollen laut Fiat Chrysler auch einzelne Modelle der Marke Jeep betroffen sein