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2022-08-20 10:04:34 By : Ms. Cara Yang

Im Kulturamt mit seinen acht Abteilungen arbeiten Menschen, die ganz unterschiedlichen Berufen nachgehen. Einen kleinen Einblick gibt unser Social-Media-Format „Frag mich“. Im monatlichen Turnus stellen wir die Antworten unserer Mitarbeiter*innen auch hier vor – vom Astrogator bis zur Verwaltungswirtin.

Da mein Büro direkt neben dem Rathaus liegt, komme ich gerne mit dem Fahrrad zur Arbeit. Man bewegt sich schneller und stressfreier und lernt zudem auf der Suche nach geeigneten Radschleichwegen Stuttgarts verborgene Schönheiten kennen.

Mein Tag beginnt in der Regel mit einem ersten Kaffee, von dem ich leider nicht lassen kann, und den ich mir am Automaten bei den Kolleg*innen der Kulturförderung hole. Das hat den guten Nebeneffekt, dass sich auch gleich kleinere Themen zwischen Tür und Angel besprechen lassen. Beim schnellen Überflug über die aktuellen Medien mache ich mir ein Bild, wie die Presse (oder was davon bald noch übrig sein wird) über die Welt und die Kultur denkt.

Ansonsten wird mein Alltag von permanenter Kommunikation bestimmt: unter anderem mit den Kolleg*innen, den vielen Kulturakteur*innen in Stuttgart und den vielfältig an Kultur Interessierten. Gott sei Dank darf ich immer wieder das Büro verlassen und Menschen begegnen – erst recht jetzt wieder auf dem Weg zu neuer Normalität und (Wieder-)Sehen. Das bereichert meinen Alltag ungemein und ist eigentlich meine Hauptantriebskraft. Wenn das dann abends noch von einer gelungenen Veranstaltung gekrönt wird, bin ich sehr dankbar dafür, zusammen mit vielen wunderbaren Menschen im Weinberg der Kultur zu arbeiten.     

Ich bin froh, in einem Kulturamt zu arbeiten, das nicht nur ein breites Kulturangebot bereithält. Unsere Kolleg*innen wollen auch gemeinsam die Kultur in der Landeshauptstadt Stuttgart gestalten. Vom Stadtarchiv und dem StadtPalais über die Stadtbibliothek, die Philharmoniker und die Musikschule bis hin zum Planetarium, zu der Kulturförderung und der Verwaltung bieten wir eine Vielfalt, die auch angenommen wird.

Es macht mich glücklich, dass dies auch in der Politik stets eine breite Unterstützung erfährt. Zufrieden bin ich darüber hinaus über die Diskursfreude und Dialogfähigkeit sowohl der Kulturszenen und ihrer Akteur*innen untereinander als auch mit der Politik. Das ist aus meiner Sicht die entscheidende Basis für die zahlreichen Herausforderungen, denen wir uns gegenübersehen.

Ich bin im September 2019 Kulturamtsleiter in Stuttgart geworden. Natürlich gibt es auf den ersten Blick schöneres als nach einem halben Jahr im Amt direkt einen für alle Beteiligten historischen Lockdown zu managen. Aber tatsächlich haben sich die bereits beschriebenen Vorzüge des Stuttgarter Kulturlebens als entscheidende Stärken gezeigt. Daher war die Zeit geprägt von der Besonnenheit der Handelnden, der Solidarität zwischen den Akteur*innen und eine Zeitlang auch durch das Öffnen von Möglichkeitsräumen. Von letzteren hoffe ich, dass wir sie gemeinsam offenhalten können. Wie nachhaltig die Veränderungen sind, ist bislang schwer zu sagen. Gesellschaftlich wird der vermeintliche Krisenmodus uns noch länger begleiten. Aber dem müssen wir die ebenfalls vorhandenen positiven Gestaltungsmöglichkeiten entgegensetzen. Wir als Kulturamt jedenfalls unterstützen auch weiterhin nach Kräften bei allen Veränderungen. Und eine urbane vitale Kulturszene verändert sich ohnehin stetig. 

Ich denke, dass all jene Menschen, Institutionen und Entwicklungen in der Zukunft prägend sein werden, die nicht nur auf sich blicken. Dass öffentliche Daseinsvorsorge notwendig ist, hat sich ja in letzter Zeit sehr deutlich gezeigt. In kultureller Hinsicht allerdings liegt da noch einiges vor uns, wenn unser Angebot wirklich von der Allgemeinheit wahrgenommen werden soll. Denn unsere vielfältige Großstadtgesellschaft bildet sich in manchen unserer Einrichtungen und auch in geförderten Projekten nicht angemessen wider. Das betrifft das Publikum, aber auch die Ebene der Kultur Produzierenden und Anbietenden. Dieses Thema anzugehen, wird ebenso unsere Arbeit der Zukunft bestimmen wie die in der Pandemie offensichtlich gewordene prekäre Arbeitssituation vieler in der Kultur Arbeitenden.

Und was die technologische Seite betrifft: Vieles, was während der Lockdowns den Weg ins weltweite Netzt gestellt wurde, kann die Kultur nicht ersetzen, die live vor Ort erlebt wird. Aber in einigen Bereichen ist der digitale Raum auch eine Chance zur besseren und breiteren Vermittlung von Inhalten. Und für solche Formate haben wir in Stuttgart wirklich gute Vorraussetzungen: in den Einrichtungen, aber auch in der Stadtgesellschaft.

Wie es mit dem ehemaligen Arbeits- und Wohnhaus des 2005 verstorbenen Künstlers Otto Herbert Hajek weitergeht, hängt von vielen Faktoren ab, nicht zuletzt vom Verhalten des Hausbesitzers und seinem Verhältnis zum Denkmalschutz. Das Kulturamt steht im Austausch mit allen potentiellen Partnern, mit denen gemeinsam der Skulpturenpark vor dem Haus in der Hasenbergsteige neu gestaltet werden kann. Ziel ist eine bessere Verortung der Werke und eine deutlichere Kontextualisierung des Wirkens von O. H. Hajek. Hajeks Skulpturen prägen seit vielen Jahrzehnten den Stuttgarter Stadtraum, aber sein weiteres Werk jenseits des öffentlichen Raumes ist noch weitgehend unbekannt. Eine Ausstellung im Kunstmuseum 2023 wird hierzu sicherlich einiges beitragen.

Persönlich bin ich bei einem guten Buch in meiner Welt und ganz bei mir. Aber davon abgesehen habe ich mich immer schon in einem ziemlich weiten Kulturbegriffsfeld bewegt, das von populärkulturellen Erscheinungen bis zu Außenseiterpositionierungen reicht. Ich selbst habe erfahren, dass sich Kultur am besten vermittelt und Menschen am ehesten entwickeln, wenn sich Kultur und ihre Protagonist*innen nicht pseudo-elitär geben, sondern wirklich an Öffnung, Austausch und gegenseitigem Lernen interessiert sind. 

Zudem finde ich wichtig, dass Kultur ihre Berührungspunkte mit anderen Feldern sucht, wie mit dem Sport oder dem sozialen Bereich. Aber ich würde kulturbegrifflich gar nicht mit Fußball, anderen Sportarten oder medialen Brot-und-Spiele-Formaten konkurrieren wollen. Und auch wenn ich gut finde, dass sich Kultur im Fernsehen abbildet, finde ich im "Dschungelcamp" beim besten Willen keine Schnittmenge, die mit einer die Menschen wertschätzenden Perspektive vereinbar wäre. 

Aber um wieder dienstlich zu werden: Mein weiter Kulturbegriff ist nicht entscheidend für die Definition öffentlich finanzierter oder getragener Kultur. Diese sollte im Spiegel gesellschaftlicher Entwicklungen und im Diskurs entstehen, sich entwickeln, und gemeinwohlorientiert sein - ohne in Konkurenz zu anderen Bereichen zu treten.

Ich würde mein Amt falsch verstehe, wenn ich allein eine Vision über Stuttgart legen würde. Kultur be- und entsteht aus und in Gemeinschaft. Die Landeshauptstadt ist von sich aus und aus sich heraus auf vielen guten Wegen: Sie wird internationaler und transkultureller, ohne ihre Traditionen im notwendigen Transformationsprozess zu vergessen. Sie ist offen für neue Entwicklungen und insbesondere im Kulturbereich enorm kooperativ gesonnen. 

Dabei ist es wichtig, dass die Kultureinrichtungen diese Prozesse im Auge behalten und offen für sich verändernde Bedürfnisse bleiben. Die Kulturverwaltung mit ihrer multiplen Kompetenz gestaltet behutsam mit, vermittelt und will auch Neues ermöglichen. 

Die To-Dos werden wir eher später als früher ohnehin auf der Agenda haben: Teilhabe, Nachhaltigkeit und Klimaschutz klingen zwar nach Gemeinplätzen, gehen uns aber alle an – und zwar auf existentielle Art und Weise. Und die Kultur kann dabei eine Vorreiterrolle einnehmen. Müssen wir dabei beispielsweise das längst schon verinnerlichte und bereits vor der Pandemie problematisierte „Höher-Schneller-Weiter“ wirklich immer als Maxime begreifen oder sollten wir nicht neue Parameter für unsere Arbeit finden? Wir sollten hier gemeinsam neue Antworten auf viele Fragen finden, die ich möglichst guten Gewissens meiner Tochter nicht erst dann beantworten möchte, wenn sie erwachsen und vieles zu spät ist.

Ich habe die Kultur, wie sie die Menschen in Stuttgart gewohnt waren, ja nur ein halbes Jahr in Normalbetrieb und damit nur sehr fragmentarisch kennen lernen können. Insofern habe ich in diesem Jahr bereits andauernd Highlight-Momente: ob das ein Chorkonzert ist, das allen im Raum deutlich macht, wie wichtig singen für die Menschen ist, oder ein Filmfestival, das sich endlich wieder im Kino ereignet, oder auch ein Festival, das es schafft, die Stuttgarter Vielfalt wirklich zu repräsentieren. Auf viele solcher umgesetzten Möglichkeitsräume freue ich mich – nicht nur in 2022, sondern auch in Zukunft.

Die Fragen wurden im Rahmen der Social‐Media‐Aktion „Frag mich“ gesammelt und vom Kulturamt aufbereitet.

Mit dieser Folge endet dieses Format des Kulturamts.

Je mehr ich darüber nachdachte mich für die Stelle als Leiter des Planungsstabs zu bewerben, desto lebendiger wurde mein Bild der Villa Berg. Es hat mich sehr gereizt diesen Kulturort mitzugestalten und auch tatsächlich erleben zu können. Schon bei meiner Recherche über die Entstehung und die inhaltliche Richtung des Projekts war ich fasziniert: Wie ein solcher Schatz durch das demokratische Engagement vieler Bürger*innen für Stuttgart gesichert werden konnte - das ist schon fast filmreif! 

Für mich ist es auch ein Auftrag in diesem Geist weiter zu arbeiten. Mit der Idee des "Offenen Hauses für Musik und Mehr" verwirklichen die Bürger*innen und der Gemeinderat, der dies in seinem Grundsatzbeschluss 2018 beschlossen hat, was in Stuttgart meiner Meinung nach fehlt: Die Villa Berg kann ein ganz besonderer Kultur- und Begegnungsort werden, einer, den sich viele Menschen wünschen und mitgestalten können. Mein Ziel ist, hier Kultur mit einem hohen Qualitätsanspruch, ohne Berührungsängste zu gestalten und dabei die Vielfalt unserer Gesellschaft zum Leuchten zu bringen.

Mein Arbeitsalltag ist von wenig Routine und vielen Gesprächen geprägt und meine Aufgaben sind vielfältig und komplex, das stimmt. Um drei aktuelle Beispiele zu nennen: Ich muss die Basics des öffentlichen Vergabewesens verstehen und auf die Organisation von Kulturveranstaltungen übertragen, da der Gemeinderat uns ein Budget für Kunst und Kultur zur Verfügung gestellt hat. Das ist schon eine Herausforderung. Außerdem werden in diesem Jahr zwei neue Stellen im Planungsstab geschaffen, für die ich das Aufgabenprofil entwerfen und die Stellenausschreibung vorbereiten muss – und dann heißt es natürlich, die Kolleg*innen einzuarbeiten. 

Schließlich stimme ich mich regelmäßig mit Kolleg*innen aus der Stadtverwaltung in einer sogenannten Ämtergruppe ab. Dort besprechen wir Themen rund um die Sanierung und die Neugestaltung der Villa Berg, ihres Parks und der Tiefgarage aus den 1960er Jahren. Das sind zum Teil ganz schön technische Fragen, die aber eine große Auswirkung auf die spätere Arbeit des Kulturzentrums haben werden. Das Schöne ist, dass ich dauernd Neues lerne - durch Fortbildungen, von Kolleg*innen und durchs eigene Tun.

Die Eröffnung des Hauses wird voraussichtlich 2027 sein, das ist jetzt schon absehbar. Äußerlich wird sich die künftige Villa Berg auf jeden Fall deutlich vom heutigen Haus unterscheiden. Erstens wird der noch der bestehende Teil der ursprünglichen Villa, den wir heute als Villa Berg kennen, wieder in neuem Glanz erstrahlen. Zweitens wird dieser Bestandsbau durch einen Neubau ergänzt  - geplant vom renommierten Stuttgarter  Architekturbüro Atelier Brückner (Öffnet in einem neuen Tab) .

Im Inneren entsteht ein Veranstaltungshaus, das für hochkarätige Kulturveranstaltungen geeignet ist und gleichzeitig einen Charme versprüht, der zum Verweilen und zu Begegnungen einlädt. Viele Teile des Hauses, die in früheren Zeiten für das Publikum nicht zugänglich waren, werden zu Funktions- und Aufenthaltsflächen umgestaltet. Ein neues Restaurant mit Café soll für möglichst viele Menschen attraktiv und erschwinglich sein und sie einladen, das Haus zu betreten und zu erkunden. Für den Veranstaltungsbetrieb wird neben dem großen Saal, den viele Stuttgarter*innen noch als Konzert- und Sendesaal in Erinnerung haben, ein kleiner Saal eingerichtet. Beide sollen gleichzeitig bespielbar sein, was die Flexibilität und Nutzbarkeit des Hauses enorm erhöhen wird. Daneben werden Projekt- und Proberäume, Werkstätten, Büros, Technik- und Lagerräume und weitere Räume für einen modernen Veranstaltungsbetrieb untergebracht.

Schwierige Frage - eigentlich ist beides kaum vergleichbar. Was die Erreichbarkeit angeht ist die heimische Couch natürlich nicht zu schlagen. Die Villa Berg ist aber auch sehr gut angebunden. Aus dem Zentrum, aus dem Stuttgarter Osten und vom Oberen Schlossgarten aus kommt man fußläufig und mit dem ÖPNV sehr gut zur Villa, zudem gibt es Stellplätze in der Tiefgarage. Um das noch zu verbessern arbeiten wir zusammen mit dem Garten- Friedhofs- und Forstamt und dem Stadtplanungsamt an der barrierefreien Zugänglichkeit.

Ansonsten wird die Villa Berg in ihrem einzigartigen Ambiente für sich sprechen: Gelegen in einem der schönsten Stuttgarter Parks, in einem Gebäude, das als Live-Location seinesgleichen sucht und mit modernster Veranstaltungstechnik ausgestattet ist, wird hier schon einiges mehr geboten als im Home Entertainment.

Am wichtigsten finde ich: In der Villa kann man echten Menschen begegnen und unvergessliche Momente mit Livekünstler*innen erleben. Das ist doch etwas, das wir alle während der Pandemie schmerzlich vermisst und wieder neu zu schätzen gelernt haben. Im Ernst: Menschen kommen schon immer zusammen um gemeinsam Musik und Kultur zu zelebrieren und dabei vieles auszuhandeln, was sie in ihrer Zeit und Gesellschaft bewegt – bewusst oder unbewusst. Ich glaube nicht, dass sich das durch Streaming ändert. 

Zuerst ist die Projektgruppe Villa Berg zu nennen, die die Entwicklungen schon seit 2016 begleitet. Sie trifft sich mehrmals im Jahr und besteht aus Bürger*innen, die zum Teil schon die Idee für das "Offene Haus für Musik und Mehr" mit aus der Taufe gehoben haben. Die Projektgruppe ist für alle Interessierten offen, neue Menschen sind also willkommen. Momentan organisiert der Planungsstab auch eine Reihe von Onlineworkshops mit Menschen aus der Stuttgarter Kultur - um zu erfahren, was die Ideen, Wünsche und Anforderungen von professionellen Kulturakteur*innen und anderen potentiellen Nutzer*innen an das Haus sind.

Auch in Zukunft werden die Planungen für die Villa Berg den Bürger*innen vorgestellt und mit ihnen diskutiert werden. Letztlich ist es ein Ziel meiner Arbeit, dass bei Eröffnung der Villa Berg auch ein funktionierendes Konzept für die Beteiligung steht. Das kann jedoch nur mit engagierten Menschen zusammen entstehen, daher gibt es das im Einzelnen noch nicht.

Die architektonischen Planungen beginnen noch in diesem Jahr, mit dem Architekturbüro Atelier Brückner wurde dafür ein tolles Team gefunden. Die Bauarbeiten fangen allerdings erst bedeutend später an, voraussichtlich 2024. Denn so ein Projekt muss ja nicht nur geplant, sondern auch genehmigt werden. Außerdem hat beispielsweise auch der Denkmalschutz ein Wörtchen mitzureden.

Auf jeden Fall gibt es wieder ein Kulturprogramm, dafür hat der Gemeinderat extra ein Budget bereitgestellt. Der erste Termin ist am 13. Mai ein  Konzert im Park mit Svavar Knútur (Öffnet in einem neuen Tab) , einem isländischen Singer/Songwriter, durchgeführt gemeinsam mit dem Feierabendkollektiv. Am 24. September gestalten wir beim Stöckachfest im Park der Villa Berg das Rahmenprogramm. Auch zwei Kooperationen mit dem Popbüro und dem Forum der Kulturen sind in der Pipeline, weitere Konzerte werden bald folgen.

Wir veröffentlichen alle Veranstaltungen im  städtischen Veranstaltungskalender (Öffnet in einem neuen Tab) und auf der  Seite der Villa Berg (Öffnet in einem neuen Tab) und machen auch zusätzliche Werbung - die Stuttgarter*innen dürfen sich also schon freuen!

Die Fragen wurden im Rahmen der Social‐Media‐Aktion „Frag mich“ gesammelt und vom Kulturamt aufbereitet.

Seidu: Die Koordinierungsstelle Erinnerungskultur ist eine wissenschaftliche Stelle, daher ist ein Studium Voraussetzung. Ich bin Kulturwissenschaftlerin und habe in den letzten 10 Jahren in Kultureinrichtungen, die sich unter anderem mit dem Thema Erinnerungskultur beschäftigen, gearbeitet. Ich war viele Jahre auf Landesebene tätig und finde es daher jetzt besonders spannend, das erinnerungskulturelle Leben in einer vielfältigen Stadt wie Stuttgart mitgestalten zu dürfen.

Addae: Ich habe Medienwissenschaft und Anglistik/Amerikanistik im Bachelor studiert und den Master in Literatur-Kunst-Medien gemacht. Später habe ich kulturwissenschaftlich für die Landeshauptstadt Stuttgart zur Kolonialgeschichte geforscht. Man muss also kein*e Historiker*in sein, um auf dem Feld der Erinnerungskultur tätig zu werden. Wichtig ist zu verstehen, wie man mit Geschichte(n) umgehen kann und welche Möglichkeiten es gibt, diese gemeinsam zu erinnern. 

Seidu: Da wir Kulturwissenschaftlerinnen sind, verfolgen wir einen sehr breiten Ansatz von Erinnerungskultur. Ganz wichtig ist uns auch der Bezug zu Gegenwart und Zukunft. Wir stellen uns bei unserer Arbeit immer die Frage, was wir in der Vergangenheit verstehen und aufarbeiten müssen, um unser Zusammenleben in der Stadtgesellschaft im heute und morgen erfolgreich gestalten zu können.

Addae: Ich würde auch sagen, dass Erinnerungskultur eine Form von Sichtbarkeit und Anerkennung sein kann. Es ist wichtig, , dass wir als Gesellschaft über unsere Geschichte immer wieder ins Gespräch kommen, damit wir sie verstehen und anerkennen Dadurch bestimmen wir als Stadtgesellschaft nicht nur,  was wir erinnern wollen, sondern auch, wer wir sind, wer wir sein möchten und welche Werte uns ausmachen. 

Seidu: Ja, Denkmale, Mahnmale und Straßennamen sind natürliche wichtige Themen in unserer Arbeit. Aber Erinnerungskultur kann so viel sein! Und oft wird an ganz vielen Orten auch Erinnerungskultur betrieben, aber nicht so bezeichnet. Vom Erzählabend im Vereinsheim bis hin zur Street Art Aktion rund um ein erinnerungskulturelles Thema – das alles gehört für uns dazu. Auch findet Erinnerung zukünftig digital statt…

Addae: Da stimme ich zu. Erinnerungskultur ist in seinen Ansätzen moderner geworden. Es gibt neben der klassischen Kranzniederlegung und der Gedenkfeier viele kunstbasierte und digitale Möglichkeiten über Erinnerung ins Gespräch zu kommen. Wir verfolgen dabei die Idee, dass es ganz viele Perspektiven auf das Thema gibt, sodass Erinnerungskultur eine Abbildung unserer diversen Gesellschaft wird. Soziale Medien können, wie bereits angeschnitten, dabei auch eine wichtige Rolle spielen, weil junge Initiativen sich online organisieren und ihre Diskurse auf eigenen Plattformen führen. 

Seidu: Mir gefällt ganz besonders, dass ich so viele unterschiedliche Menschen in Stuttgart kennenlernen darf, die alle ihren ganz eigenen Blick auf die Stadt und auf das Thema Erinnerungskultur haben. Aus diesen Treffen nehme ich oft ganz neue Perspektiven und Erkenntnisse mit, erfahre oft auch persönliche Familiengeschichten. Darüber hinaus lerne ich auch Stuttgart selbst gerade neu kennen. Obwohl ich schon seit mehr als acht Jahren hier lebe, entdecke ich gerade viele Orte noch einmal von einer anderen Seite.

Addae: Mir gefällt daran, dass dabei vielen Gruppierungen, Identitäten und Stimmen die Möglichkeit gegeben wird ihre Sichtweisen und ihre Geschichten zu teilen. Für uns ist jede Stimme aus der Stadtgesellschaft wichtig, sodass wir Stadtgeschichte(n) direkt aus den Perspektiven von und gemeinsam mit Stuttgarter*innen erzählen möchten.

Seidu: Für mich gibt es ganz großartige Projekte, die eine Verbindung von der Geschichte der Shoa in die Jetztzeit ziehen und über aktuelles jüdisches Leben aufklären. In Stuttgart wäre das zum Beispiel das Projekt „ Schalom Salam (Öffnet in einem neuen Tab) “, die unter anderem mit Botschafter*innen aus der jüdischen und muslimischen Community in Schulklassen gehen. Oder auch  „ Meet a Jew (Öffnet in einem neuen Tab) “, ein Projekt, das Begegnungen und Austausch ermöglicht. Jüdisches Leben ist bis heute in Deutschland lebendig und der Austausch mit den Nachfahren der Zeitzeug*innen wird vermehrt in den Mittelpunkt rücken. 

Addae: Auch der  Stadtjugendring Stuttgart (Öffnet in einem neuen Tab) arbeitet eng mit jungen Menschen zum Thema Holocaust zusammen. Seit 1980 finden politisch historische Stadterkundungen für Schulklassen, Jugendgruppen und für weitere Interessierte statt. Es gibt auch Projekte, die der Stadtjugendring beispielsweise mit der Initiative Lern- und Gedenkort  Hotel Silber (Öffnet in einem neuen Tab) , der Initiative  "Stolpersteine in Stuttgart" (Öffnet in einem neuen Tab) oder mit dem Verein " Zeichen der Erinnerung e.V. (Öffnet in einem neuen Tab) " durchführt. Wichtig  ist, dass die Begegnung und der Austausch am Leben erhalten werden und Jugendlichen die Möglichkeit gegeben wird, einen Bezug zu diesen Themen zu entwickeln.   

Seidu: Ja, das ist ein Aspekt, der aus unserer Sicht die Erinnerungskultur immer stärker prägen wird. Wir leben schon lange in einer vielfältigen Gesellschaft, die aus Menschen mit verschiedenen Backgrounds, Religionen und Identitäten besteht. Daher ist es dringend notwendig, dass wir diese Lebenswelten anerkennen. Das hat auch einen Einfluss auf die Erinnerungskultur. Dann werden ganz viele Fragen neu gestellt: Wessen Erinnerung wird zukünftig abgebildet und wie? Oder: An welche Personen und Ereignisse wird erinnert? 

Addae: Ich finde diesen Aspekt auch sehr wichtig und zentral. Erinnerungskultur bedeutet Sichtbarkeit. Indem ihre Erinnerungen und Geschichten gezeigt werden, können Menschen mit ihren verschiedenen Backgrounds und Geschichten fester Bestandteil der Stadtidentität werden. Durch eine Erinnerungskultur, die das berücksichtigt,  wird das „Wir-Gefühl“ der Stadt gestärkt.

Seidu & Addae: Ja, da können wir u.a. diese zwei Bücher empfehlen: "Wessen Erinnerung zählt? Koloniale Vergangenheit und Rassismus heute" von Mark Terkessidis, sowie "Die Wiedererfindung der Nation: Warum wir sie fürchten und warum wir sie brauchen" von Aleida Assmann.

Die Fragen wurden im Rahmen der Social‐Media‐Aktion „Frag mich“ gesammelt und vom Kulturamt aufbereitet.

Da war ich 8 Jahre alt. Mein Opa spielte früher in Tanzkapellen - aus dieser Zeit waren noch einige Instrumente im Keller. Unter anderem entdeckte ich eine Posaune, die mich faszinierte und die ich immer wieder ausprobierte. Nach den ersten erfolgreichen Versuchen durfte ich das Instrument mit nach Hause nehmen. Und so lernte ich dann Posaune − zunächst im heimatlichen Musikverein, später bei einem Privatlehrer, schließlich professionell im Studium. 

Wenn man eine berufliche Laufbahn als Musiker*in einschlagen will, muss man in der Regel ein Studium für das jeweilige Instrument an einer Musikhochschule absolvieren. Ich habe 2011 das Studium an der Hochschule für Musik und Tanz München begonnen. 

Bei den Stuttgarter Philharmonikern habe ich mich 2015 auf eine freie Stelle beworben. Um Orchesterstellen zu besetzen, werden alle Kandidat*innen zu Probespielen eingeladen. Am Anfang spielt man gegen circa 20 bis 30 andere Kandidat*innen - jede*r trägt vorgegebene Stücke und Stellen aus der Orchesterliteratur vor. Anhand der Leistungen entscheidet das Orchester demokratisch, wer in die nächste Bewerbungsrunde kommt, bis nur noch eine Kandidatin oder ein Kandidat übrig ist. Das war ich damals - unglaublich.  

Normalerweise stehe ich früh auf und fahre mit der S-Bahn nach Stuttgart in das Gustav-Siegle-Haus zur Probe. Vor Probenbeginn versuche ich, noch eine Stunde konzentriert zu üben. Und wenn es die Zeit erlaubt, übe ich im Anschluss an die Probe noch einmal 2 bis 3 Stunden. So übe ich meistens zwischen 1 bis 4 Stunden pro Tag, zusätzlich zu den gemeinsamen Proben. 

Auf jeden Fall − das ist der genialste Beruf, den ich mir vorstellen kann! Konzerte zu spielen, den Nervenkitzel dabei zu spüren und mit den Kolleg*innen zu musizieren, ist ein absolut unvergleichliches Erlebnis. Damit es auch immer eine Freude für alle bleibt und um meine Leistung auf der Bühne garantieren zu können, muss ich täglich üben. Denn: Habe ich einen Tag nicht geübt, merke ich es. Habe ich zwei Tage nicht geübt, merken es die Kolleg*innen. Und habe ich drei Tage nicht geübt, dann merkt es das Publikum. Das ist knallhart - aber für mich ist es auch Motivation.

Auf jeden Fall! Aber ich habe zum Glück gelernt, damit umzugehen und diese Energie in etwas Positives umzuwandeln. Wenn es dann los geht, kommt dann der Moment, wo die Spielfreude meine Aufregung verfliegen lässt. 

Das Solo in Ravel‘s Bolero ist mit Sicherheit das berühmteste und berüchtigtste für uns Posaunist*innen und meine Lieblingsstelle in der Orchesterliteratur. Das Stück baut sich auf, in dem immer mehr Instrumente nacheinander und gemeinsam die Motive spielen. Das entwickelt einen unglaublichen Sog - mit einem Wahnsinns-Schluss. Absolut genial geschrieben! 

Ich habe im örtlichen Musikverein begonnen und spiele da auch ab und zu noch mit, wenn es die Zeit und der Terminkalender zulässt. Der Verein ist wie eine musikalische Heimat für mich - und es ist immer ein tolles Gefühl, dort mitzuspielen. Auch wenn ich diese Musik bei anderen Kapellen aufführe, hab ich dieses Heimatgefühl im Bauch. 

Das lässt sich auf einen Einzelnen gar nicht eingrenzen. Fürs Orchesterspiel bin ich total dankbar für meine Zeit an der Münchner Staatsoper. Die Kolleg*innen dort haben mich unglaublich inspiriert. Solistisch bin ich immer wieder von Matthias Höfs beeindruckt, mit dem ich auch schon öfter auf der Bühne stehen durfte. Aber auch alte Aufnahmen von Fritz Wunderlich oder Peter Seiffert inspirieren mich.

Das ist kunterbunt - je nach Lust und Laune. Wenn ich allerdings Konzerte gespielt habe, genieß ich es auch, wenn es ein paar Stunden um mich herum still ist.

Ich habe es noch nicht ausprobiert, aber das kann schon funktionieren. Wenn man freihändig Fahrrad fahren kann, sollte das durchaus machbar sein. 

Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Aber je besser das Konzert lief, desto mehr Spaß haben alle im Anschluss beim gemütlichen Teil. 

Auf der  Homepage der Stuttgarter Philharmoniker (Öffnet in einem neuen Tab) kann man nicht nur unsere Lebensläufe sehen, sondern auch Bild- und Tondokumente in der  Philithek (Öffnet in einem neuen Tab) nachhören. Und die Stuttgarter Philharmoniker präsentieren sich auch mit Fotos und Videos auf  Facebook (Öffnet in einem neuen Tab) und  Instagram. (Öffnet in einem neuen Tab)

Um "Beamtin/Beamter im mittleren nichttechnischen Verwaltungsdienst" zu werden − oder in Kurzform einfach Verwaltungswirt*in − sollte man auf jeden Fall gerne mit Menschen arbeiten. Und man sollte bereit sein, sich in Gesetzestexte einzuarbeiten und diese anzuwenden. Voraussetzung ist auch, dass man die deutsche Staatsbürgerschaft oder die Bürgerschaft in einem EU-Staat besitzt.

Die Ausbildung dauert in der Regel zwei Jahre. Sie besteht aus einem praktischen und einem theoretischen Teil. Praktisch durchlaufen Auszubildende vier Bereiche in verschiedenen Ämtern - in den Themen Sicherheit und Ordnung, Leistungsverwaltung, Personalverwaltung und Finanzen. Das letzte halbe Jahr in der Verwaltungsschule beschäftigen sie sich intensiv mit der Vorschriftensammlung für die Verwaltung in Baden-Württemberg - in dieser sind sämtliche Gesetze und Rechtsverordnungen gesammelt. Auf deren Grundlage wird auch die Staatsprüfung am Ende der Ausbildung durchgeführt.

Als Verwaltungswirtin kann ich in ganz unterschiedlichen Bereichen arbeiten - bei der Stadtverwaltung zum Beispiel in der Führerscheinstelle, auf der Ausländerbehörde oder im Bürgerbüro. Hier wäre ich unter anderen für das Ausstellen von Reise- und Personalausweisen zuständig. In der Stadtkämmerei würde ich als Verwaltungswirtin Steuern, Gebühren und ähnliches berechnen. In den Sozialämtern wäre es zum Beispiel meine Aufgabe, Anträge auf Sozialhilfe zu bearbeiten und die Leistungsansprüche zu berechnen. Aber auch Standesbeamtin könnte ich werden. Vieles ist möglich!

Ich hatte das große Glück, dass ich während meiner Ausbildung in einem Praxisabschnitt im Personalbereich des Kulturamts war. Damals wusste ich noch nicht, in welche Richtung ich gehen will, aber zum Ende der Ausbildung fühlte ich mich ganz eindeutig zum Personalbereich hingezogen. Heute bin ich sehr dankbar, dass ich hier im Personalmanagement des Kulturamts gelandet bin, im Team mit ganz tollen Kolleg*innen.

Es gibt vieles, was ich besonders am Personalbereich schätze! Innerhalb der Personalverwaltung gibt es ein ganz breites Aufgabengebiet und genau das ist das Abwechslungsreiche und Schöne an meiner Arbeit. Kein Tag ist gleich, immer wieder gibt es neue Fälle und Fragen. Sich auf die Suche nach Lösungen und Antworten zu machen ist das Spannende daran.

In der Regel kümmere ich mich morgens um die Krank- und Gesundmeldungen der Kolleg*innen, die häufig per E-Mail bei mir eingehen. Anschließend leite ich die Informationen an die Bezügeabteilung weiter, da längere Erkrankungen auch Auswirkungen auf das Entgelt haben können. 

Ein weiteres großes Aufgabengebiet ist der Urlaub. Ich bearbeite Urlaubsanträge und  berechne den Jahresurlaubsanspruch für die Mitarbeiter*innen, unter Beachtung der gesetzlichen Regelungen, und leite Änderungen an das Haupt- und Personalamt weiter.

Neben diesen beiden Themen prüfe ich Anträge auf Arbeitsbefreiungen nach den gesetzlichen, tariflichen und städtischen Vorschriften. Und ich stelle die Zeitzuschläge für Nacht- und Wochenendarbeit zusammen, so dass die entsprechende Auszahlung erfolgen kann.

Sollte es bei den Kolleg*innen Änderungen in den persönlichen Verhältnissen geben wie beispielsweise der Name, die Adresse oder die Geburt eines Kindes, erfasse ich dies bei uns im Amt und gebe es an das zentrale Haupt- und Personalamt weiter.

Nein, die möglichen Einsatzgebiete sind groß − beispielsweise in Gemeinden, Landkreisen, Regierungspräsidien und Ministerien, aber auch bei der Bundeswehr, beim Bundesnachrichtendienst oder beim Auswärtigen Amt. Vermutlich wäre auch eine Tätigkeit in der freien Wirtschaft möglich, dann allerdings nicht als Beamtin.

Sicherlich gibt es Verwaltungsprozesse, die noch veraltet sind und verbessert werden sollten. Ich finde allerdings, dass die Verwaltung sich sehr verändert hat und vieles bereits auf die heutigen Standards angepasst wurde. Zum Beispiel kann ich als Verwaltungswirtin bei der Stadt Stuttgart auch mobil, d.h. im Homeoffice, arbeiten. Dem Klischee, dass die Verwaltung langweilig und eintönig sei, kann ich jedoch ganz klar widersprechen! Langweilig wird es uns allen nicht. Im Gegenteil, es ist eine sehr abwechslungsreiche und spannende Arbeit.

Ich finde es ganz toll, wie sich die Stadtverwaltung auf dem Gebiet der Digitalisierung auf dem Weg gemacht hat und dass jetzt sogar ein neues Amt für Digitalisierung, Organisation und IT gegründet wird - mit bis zu 400 Mitarbeiter*innen. Das bringt sicher noch einmal einen richtigen Schub in diesem Bereich und ich bin sehr gespannt, was sich da demnächst alles tut! Auf mein Aufgabengebiet bezogen ist die digitale Urlaubskarte sicherlich eine große Arbeitserleichterung.

Wir bieten bei uns im Kulturamt die schulischen Pflichtpraktika wie BOGY und BORS an. Aber auch für ein Pflichtpraktikum können sich Studierende gerne bei uns bewerben. Wir haben immer wieder Praktikant*innen sowohl bei der Verwaltung als auch bei der Kulturförderung und in den Abteilungen des Kulturamtes. Wir freuen uns über jede Anfrage und klären dann im Einzelfall, ob Inhalt und Zeitpunkt des gewünschten Praktikums passen. :)

Die Fragen wurden im Rahmen der Social‐Media‐Aktion „Frag mich“ gesammelt und vom Kulturamt aufbereitet.

Es gibt verschiedene Wege: Zum einen gibt es den Ausbildungsberuf als Fachangestellte/r für Medien- und Informationsdienste – kurz „Fami“ – im Fachbereich Archiv. Diese bildet auch das Stadtarchiv Stuttgart aus. Ich absolvierte direkt nach meinem Abitur eine Ausbildung als „Archiv-Fami“ beim ehemaligen Stasi-Unterlagen-Archiv in Erfurt. Danach entschied ich mich, zusätzlich noch Archivwissenschaft zu studieren. Dies kann man in Vollzeit oder auch berufsbegleitend im Bachelor- und Masterstudiengang an der Fachhochschule Potsdam studieren - oder wie ich über die Archivschule Marburg. Hier durchläuft man, je nach Vorbildung, die Beamtenlaufbahn für den gehobenen oder den höheren Dienst an einem der beteiligten Landesarchive. Ich habe diese am Landesarchiv Baden-Württemberg absolviert - inklusive einem 1,5-jährigen Diplom-Studium an der Archivschule Marburg. Berufserfahrung sammelte ich am Stadtarchiv Göppingen, bis eine Stelle beim Stadtarchiv Stuttgart – meiner Traumstadt – frei wurde. Quereinstiege sind aber auch möglich.

Das Aufgabenspektrum im Stadtarchiv reicht vom Recherchieren und Bewerten von Archivgut über das Erhalten des Bestands bis hin zur öffentlichen Präsentation. Dabei stellen sich viele spannende Fragen: Was wird in Zukunft historisch relevant sein? Wie kann ich Archivgut dauerhaft erhalten, auch mithilfe der digitalen Langzeitarchivierung? Wie können wir Nutzer*innen optimal beraten und ihnen Archivgut für die wissenschaftliche und private Auswertungen zur Verfügung stellen? Und wie kann ich Archivgut thematisch für alle zugänglich machen? Unter uns Archivar*innen gibt es viele Spezialist*innen zu den einzelnen Themenbereichen und im Arbeitsalltag kommen wir mit allen Inhalten in Berührung. Es wird also nie langweilig.

Ein weiterer wichtiger Aspekt: Das Stadtarchiv bewahrt archivwürdige, authentische Unterlagen für die Ewigkeit auf. Das ist im Zeitalter von Halbwahrheiten und alternativen Fakten sehr wichtig. Unser Ziel ist es, mit den übernommenen Unterlagen das gesamte Spektrum der Stadtgesellschaft abzubilden. Das ist eine große Verantwortung. Eine spannende Frage ist auch: Wie kann man sich in ferner Zukunft an unsere jetzige Gegenwart erinnern? 

Es gibt sehr viele verschiedene Arten von Archivgut. Klassischerweise kommen einem sicher zuerst Verwaltungsakten, Urkunden oder Fotos in den Sinn. Doch wir archivieren unter anderem auch Karten und Pläne, Plakate, Autographen, Klebemarken, Gemeinderatsprotokolle, die Einwohnermeldekartei, Personenstandsregister, Gewerberegister, audiovisuelle Medien, Münzen, private Tagebücher, Vereinsunterlagen und Zeitungen. Vieles davon liegt analog vor, einige Unterlagen übernehmen und archivieren wir aber auch digital.

Besonders fasziniert hat mich eine Archivquelle, die mir aufgrund ihres ungewöhnlichen Namens wie auch aufgrund des Inhalts im Kopf hängen geblieben ist: Ein Skortationsprotokoll aus dem Bestand 917 Plieningen. Dieses enthält im Zeitraum von 1806 bis 1827 zahlreiche Einträge von Vernehmungsberichten, in denen sich unverheiratete Frauen wegen Ihrer Schwangerschaft oder der bereits geschehenen Geburt erklären mussten. Der lateinisch-deutsche Begriff „Skortation“ kann frei übersetzt werden mit „Unzucht.“ Diese Quelle fand ich so beeindruckend, dass ich dazu einen Beitrag für unseren  Blog Archiv0711 (Öffnet in einem neuen Tab) verfasste, der einen Ausblick darauf gibt, was eine uneheliche Geburt für Frauen im 19. Jahrhundert für Konsequenzen hatte. Der kulturwissenschaftliche Wert dieser Quelle ist enorm.

Die Klischees über Archive sind so alt wie die Archive selbst. Sie werden dadurch aber immer noch nicht wahr. Nein, wir Archivare/innen sitzen nicht abgedunkelt und abgeschottet im Keller. Wir mögen es hell und haben gern Tageslicht und Kontakt mit Menschen, die zum Recherchieren in unseren Lesesaal kommen. Aber unsere Unterlagen mögen es hingegen dunkel und kühl, damit sie möglichst lange erhalten bleiben. Wir sind auch keine forschenden Historiker*innen oder arbeiten im Geheimen: Wir machen Archivquellen zugänglich und nutzbar. Wenn etwas nicht zugänglich ist, dann nur, weil gesetzliche Sperrfristen greifen und ein höherwertiges Schutzrecht – beispielsweise sensible personenbezogene Daten in Archivgut - geschützt werden müssen. Wir sind transparent und offen. 

Im Lesesaal des Stadtarchivs kann man immer kostenfrei historische Fotos recherchieren und anschauen. Die Fotos, die für das Projekt  „Stuttgart 1942“ (Öffnet in einem neuen Tab) von der Stuttgarter Zeitung in einer Datenbank aufbereitet worden sind, sind im Bestand „101 Amt für Bodenordnung“ archiviert und erschlossen. Im Lesesaal können Sie Fotos zu Ihrer gesuchten Straße anhand von Listen ermitteln und bestellen, ebenso gibt es einen kostenfreien Zugang zur Datenbank der Stuttgarter Zeitung. Darüber hinaus verwahrt das Stadtarchiv thematische Fotomappen, verschiedene Fotonachlässe oder auch amtliche Fotoüberlieferungen, zum Beispiel vom Hochbauamt. Diese können bestellt und eingesehen werden. Reproduktionen und Veröffentlichungen des Fotomaterials sind gegen eine Gebühr möglich. Allerdings muss natürlich das Urheberrecht beachtet werden. Zu einzelnen Themen der Stadtgeschichte sind Fotos auch digital in den Bildergalerien des  Digitalen Stadtlexikons (Öffnet in einem neuen Tab) kostenfrei abrufbar.

Man kann immer selbst in unseren Unterlagen recherchieren und natürlich auch die bereits archivierten Goldenen Bücher in den Lesesaal bestellen. Eine faszinierende Quelle, was die Außenkontakte der Stadt betrifft. Mir besonders in Erinnerung geblieben ist die Unterschrift von Queen Elizabeth II. am 24. Mai 1965. Da die Queen ein eng getaktetes Besuchsprogramm hatte und das Rathaus nicht besuchen konnte, brachte ihr Oberbürgermeister Klett das Goldene Buch im Restaurant des Fernsehturms vorbei. Im Stadtarchiv gibt es auch ein Foto, das den Akt der Unterschrift zeigt. Ein schönes Beispiel dafür, dass sich viele Unterlagen bei uns ergänzen.

Stuttgart war tatsächlich mal eine Fahrradstadt! Kaum zu glauben, wenn man den heutigen Stuttgarter Verkehrsraum betrachtet, der sehr stark auf das Automobil zugeschnitten ist, oder? Die Stadt wurde am Ende des 19. Jahrhunderts von einem massiven Radfahrboom erfasst. Und die Interessen der Radfahrer*innen wurden bald mithilfe von Vereinen durchgesetzt, wie beispielsweise dem 1886 gegründeten, bürgerlichen Radfahr-Verein Stuttgart – eine Geschichte, die sich übrigens auch mit Unterlagen aus dem Stadtarchiv recherchieren lässt. Ab Beginn bis Mitte des 20. Jahrhunderts setzte sich dann aber das Automobil durch.

Digital kann man dem Stadtarchiv neben der Seite auf  stuttgart.de/stadtarchiv (Öffnet in einem neuen Tab) auf Twitter und Instagram folgen. Auf Instagram findet man uns unter dem Account  freunde_archiv0711 (Öffnet in einem neuen Tab) , auf Twitter unter dem Accout  @FArchiv0711 (Öffnet in einem neuen Tab) .

Und vergessen Sie nicht, wöchentlich einen Blick auf unseren  Blog Archiv0711 (Öffnet in einem neuen Tab) zu werfen: Hier gibt es regelmäßig spannende Informationen zu Veranstaltungen, der Archivarbeit und der Stuttgarter Stadtgeschichte. 

Die Fragen wurden im Rahmen der Social‐Media‐Aktion „Frag mich“ gesammelt und vom Kulturamt aufbereitet.

Wer an einer Musikschule unterrichten will, braucht ein entsprechendes Studium mit Instrumentalfach. Das Studium kann man an einer Hochschule oder einem Konservatorium absolvieren. Dort erhält jede*r Studierende das pädagogische als auch das musiktheoretische Wissen und die praktische Ausbildung für das Instrument. Ich habe zum Beispiel Musik an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart studiert. 

Ich arbeite zum einen als Lehrer für Fagott und unterrichte Schüler*innen von den Anfänger*innen bis zur Studienvorbereitenden Klasse - und ich bin Dirigent des Ensemble Serenata. Außerdem leite ich den Fachbereich Blasinstrumente, den größten Fachbereich der Stuttgarter Musikschule mit circa 43 Kolleg*innen. Zur Leitung gehören die Organisation und die Weiterentwicklung des Fachbereichs, das Auswahlverfahren von neuen Kolleg*innen und die Organisation der Fachbereichskonzerte. Zusätzlich wirke ich im Leitungsteam der Stuttgarter Musikschule mit.

Die Entwicklung von jungen Menschen! Wie sie musikalisch wachsen, aber auch als Persönlichkeiten. Zum Beruf des Musikschullehrers bin ich im Lauf der Jahre gekommen. Zunächst war ich in einem Orchester aktiv. Nachdem ich im Orchester aufhörte, habe ich weiterhin Kammermusik gespielt und bereits ein bisschen unterrichtet. Das Unterrichten wurde Stück für Stück mehr. Und ich habe angefangen, eigene Stücke für Fagott zu schreiben, unter anderem Schulwerke wie „Meister Lampes Fagottinoschule“. 

Oh, das sind viele Facetten. Mich fasziniert der soziale Aspekt, die Gemeinschaft im Orchester und im Ensemble. Außerdem liebe ich die Gegenwärtigkeit im Konzert, da lebt man ganz intensiv im augenblicklichen Moment. Und natürlich die Musik selbst, die Schönheit der Klänge, die Lebendigkeit und Energie der Rhythmen. Musik hat unglaublich viel mit unserem Leben zu tun. Stilistisch bin ich für alle Arten von Musik offen.  

Da kommen schon ein paar Stunden zusammen. Da es mir nach wie vor Spaß macht, zähle ich die Stunden nicht. 

An der Stuttgarter Musikschule kann man alle gängigen Holz- und Blechblasinstrumente erlernen. Aus dem Kopf elf Stück - Querflöte, Blockflöte, Klarinette, Oboe, Fagott, Saxofon, Trompete, Horn, Bariton, Posaune und Tuba. 

An der Stuttgarter Musikschule kann man mit dem Fach Elementare Musikpädagogik beginnen. Das ist ein Angebot für Kinder (frühster Start ab drei Monaten) und fördert ganzheitlich die musikalische Entwicklung. Um mit einem Blasinstrument anzufangen, ist das Grundschulalter günstig, also ab circa sechs Jahren. Übrigens können auch Erwachsene noch ein Instrument an der Stuttgarter Musikschule erlernen.

Oh ja, das ist ein wichtiges Thema. Das Dranbleiben an einer Sache ist oft schwierig, unabhängig von der Musik. Gestartet wird mit großer Euphorie, die dann irgendwann etwas nachlässt. Hier helfen zwei Dinge: Ziele und Gemeinschaft. Ziele können Wettbewerbe, Konzerte, Vorspiele, Video-Musik-Produktionen oder Musiktheaterprojekte sein. Erst dann weiß ich, woraufhin ich üben soll ;). Und am besten geht das in der Gemeinschaft mit Gleichaltrigen, im Orchester, in einem Kammermusikensemble oder einer Band. 

Nein, Angst, keinen Job zu finden, hatte ich nicht. Aber Musikschulen sind kein Selbstläufer. Wir als Stuttgarter Musikschule versuchen mit unseren Angeboten attraktiv zu bleiben und den Unterricht allen zu ermöglichen, obwohl es für die Kinder oft zeitlich eng mit der Schule ist. Heute gehen wir verstärkt auch in die Schulen. Stellen für Fagottlehrer*innen gibt es allerdings nicht viele, da ist es tatsächlich nicht einfach, eine Stelle an einer größeren Musikschule zu bekommen. In anderen Fächern suchen wir aber auch nach qualifizierten Kolleg*innen.  

Es gibt alle möglichen und unmöglichen Gründe, warum jemand nicht üben konnte: Mein kleiner Bruder hat das Mundstück mit Filzstiften angemalt. Mein Hund hat die Noten zerbissen. Meine Oma … Humor, Großzügigkeit und als Lehrer*in trotzdem unbeirrt auf Kurs bleiben, helfen hier immer weiter. Apropos Hund: Seitdem wir einen Hund haben, muss ich zugeben, dass er sich für die Noten, die ich üben sollte, manchmal auch mehr interessiert ;). Wehe sie liegen auf dem Fußboden…

Über die  Website (Öffnet in einem neuen Tab) der Stuttgarter Musikschule, über  Facebook (Öffnet in einem neuen Tab) und  Youtube (Öffnet in einem neuen Tab) . Und auch über das  Ensemble Serenata (Öffnet in einem neuen Tab) findet man Infos im Netz.

Die Fragen wurden im Rahmen der Social‐Media‐Aktion „Frag mich“ gesammelt und vom Kulturamt aufbereitet.

Die meisten Leute gehen davon aus, dass ich in meinem Berufsalltag die meiste Zeit selber lese. So viel Zeit habe ich dafür gar nicht, aber es gibt natürlich Aufgabenbereiche, für die ich sehr viel lesen muss. Wenn ich mir zum Beispiel überlege, welche neuen Medien ich für die Ebene Kinder bestelle, gehe ich verschiedene Rezensionen und Zusammenfassungen durch, um einen guten Überblick über deren Inhalt und Qualität zu bekommen. Privat lese ich jedoch sehr viel und auch sehr gerne Bücher aus der Kinderbibliothek. Ich finde es toll, wenn ich diese Bücher dann den Besucher*innen empfehlen kann. 

Um Bibliothekar*in zu werden, muss man an einer Hochschule oder Universität studiert haben. Ich absolvierte das Studium Bibliotheks- und Informationsmanagement an der Hochschule der Medien hier in Stuttgart. Mit einem erfolgreich abgeschlossenen Bachelor kann man bereits als Bibliothekar*in arbeiten, oder noch ein aufbauendes Masterstudium anhängen. Viele meine Kolleg*innen haben eine Ausbildung als Fachangestellte für Medien und Information absolviert - diese dauert in der Regel 3 Jahre. Wir freuen uns immer über neue Kolleg*innen!

Der wichtigste Tipp ist: Kinder sollten nicht zum Lesen gezwungen werden in der Erwartung, dass sie Spaß am Lesen entwickeln und später aus eigener Motivation lesen. Ich finde es wichtig, sich am Alltag der Kinder zu orientieren. Mittags sind häufig alle Freunde auf dem Fußballplatz, da möchte man ungern als einzigste*r daheimbleiben. Lesen soll keine Strafe sein und in direkte Konkurrenz zum Fußballspielen treten. Ganz anders sieht es abends aus. Da bietet es sich perfekt an, noch eine halbe Stunde vor dem Schlafen zu lesen. Das beruhigt, und die Kinder haben nicht das Gefühl etwas zu verpassen.

Auf jeden Fall sollten sich Kinder die Bücher selbst aussuchen dürfen. Meiner Meinung nach ist es besser wenig Text zu lesen, als gar nichts zu lesen. Für fußballbegeisterte Kinder gibt es tolle Sachbücher. Da können sie Spezialwissen erwerben, das sie direkt beim nächsten Spiel anwenden können. 

Ich selbst liebe Comics sehr und finde es super, wenn Eltern ihren Kindern erlauben, Comics zu lesen oder auch Zeitschriften auszuleihen. Zeitschriften liefern viel Sachwissen, illustriert mit bunten Bilder. Damit wird den Kindern gar nicht bewusst, wie viel Text sie eigentlich gerade lesen. Man trickst sie so ein bisschen aus.

Wir bieten für jedes Alter Bücher an. Auch den allerkleinsten Babys kann man schon vorlesen. Dabei ist es überhaupt nicht wichtig, ob das Kind die Geschichte versteht, sondern, dass es das Ritual des Vorlesens kennenlernt, kuscheln kann und die Stimme der Eltern hört.

Babys und Kleinkinder bis ungefähr 3 Jahren lieben unsere Pappbilderbücher. Danach schauen die Kinder sehr gerne Bilderbücher an; außerdem haben wir besondere Bücher zum Vorlesen mit Kurzgeschichten und Bildern. Sobald die Kinder lesen lernen, gibt es den Bereich „Erstes Lesealter“ mit drei Lesestufen. Hier finden die Eltern und Kinder je nach Lesefähigkeit passende Bücher. Für 6- bis 9-jährige und für 9- bis 12-jährige haben wir einen großen Bereich mit Romanen. Die Sachbücher sind nicht nach Alter, sondern nach Themen sortiert. Ab 12 Jahren bieten sich für die Jugendlichen die Romane der Ebene Literatur im 6. Stock an. Sachbücher finden sie dann auf jeder Ebene, entsprechend der gesuchten Themen.

Am besten ist, dass der Beruf sehr abwechslungsreich ist und ich mit den unterschiedlichsten Kindern und Erwachsenen zu tun habe. Kein Tag ist wie der andere. Unsere Besucher*innen suchen oft eine Beratung und ich freue mich immer, wenn ich weiterhelfen kann und wir passende Medien finden. Außerdem finde ich es toll, dass sich immer wieder Büroarbeitszeiten, also am Schreibtisch und Computer, und die Arbeitszeit direkt in der Bibliothek abwechseln. Im Büro bestelle ich zum Beispiel neue Medien, entwickle neue Konzepte oder bereite Veranstaltungen vor. Wenn ich direkt in der Bibliothek arbeite, berate ich und helfe bei allen Fragen, führe Veranstaltungen durch, sortiere die zurückgegebenen Medien in unsere Sortieranlage und räume alle zurück in die Regale an ihren Ort.

Für uns gibt es mehrere Faktoren, die wichtig für eine Veranstaltung mit Kinder im Kindergartenalter sind. Wir wollen Kindern nicht nur Wissen vermitteln, sondern dass die Kinder eine schöne Zeit in der Stadtbibliothek haben. Die beste Bestätigung ist, wenn Kinder später mit ihren Eltern noch einmal kommen, weil sie es so toll bei uns fanden. Deshalb richten wir unsere Veranstaltungsräume gemütlich mit Bodenmatten und Kissen her.

Während unserer BilderbuchShows lesen wir nicht nur die Geschichte, wir betrachten gemeinsam die Bilder und die Geschichte entwickelt sich mit Hilfe der Kinder. Es ist unglaublich, für welche Kleinigkeiten Kinder einen Blick haben und was sie alles in den Bildern entdecken. Bei Fortbildungen holen wir uns immer wieder neue Ideen, die wir dann sehr gerne bei uns umsetzen.

Das kann jede Woche wechseln, da ich mit so vielen tollen Büchern arbeite und auch sehr viel in meiner Freizeit lese. Aber ein ständiger Favorit ist die Harry Potter-Reihe von J. K. Rowling, die habe ich schon als Kind verschlungen und liebe sie bis heute. In letzter Zeit haben mir zudem besonders gut das Bilderbuch „Dr. Maus kommt heut ins Haus“ von Reinhard Ehgartner (ab 4 Jahren) und das Buch „Wie ich in den Sommerferien aus der Geisterbahn fiel und eine Elektrikerin entführte“ von Andrea Lienesch (ab 8 Jahren) gefallen.

Digitale Medien haben für mich ihren festen Stellenwert in der Medienwelt und sind für viele unserer Leser*innen das Wunschmedium schlechthin. Die Vorteile liegen auf der Hand: Der Zugriff kann einfach von zuhause erfolgen und man kann auch nichts „zu spät“ zurückbringen. Ich stehe dem sehr offen gegenüber und finde, dass die digitalen Medien die Medienlandschaft sinnhaft ergänzen. Auf der anderen Seite gibt es aber mittlerweile einige Studien, die bezeugen, dass gelesene Texte aus physischen Medien wie Zeitungen und Bücher weitaus besser im Gedächtnis bleiben als digitale Inhalte, die wir schnell überfliegen. Außerdem gibt es für mich nichts erholsameres als ein Buch zu lesen, vor allem vor dem Schlafengehen. Während wiederum das Scrollen am Handy nervös macht…

Auch für Kinder ist das haptische Erleben von Büchern ein zentraler Aspekt in der Entwicklung. Ein Pappbilderbuch kann in die Hände, oder auch mal in den Mund genommen und erforscht werden - wobei ich das Kauen ausdrücklich nicht mit den Büchern aus unserem Bestand empfehle :). Diese Erfahrungen verknüpft für die Kinder das Lesen und die Bücher mit etwas Schönem und die Momente werden die Kinder bis ins Erwachsenenalter begleiten. All das macht Bücher für mich unverzichtbar und deshalb glaube ich fest daran, dass Bücher bleiben werden.

Über die  Website (Öffnet in einem neuen Tab) und die Instagramkanäle der Stadtbibliothek:  @stadtbibliothekstuttgart (Öffnet in einem neuen Tab) und  @jubi_stuttgart, (Öffnet in einem neuen Tab) über  Facebook (Öffnet in einem neuen Tab) und  Youtube (Öffnet in einem neuen Tab) sowie über unseren  Newsletter (Öffnet in einem neuen Tab) .

Die Fragen wurden im Rahmen der Social‐Media‐Aktion „Frag mich“ gesammelt und vom Kulturamt aufbereitet.

Als Astrogator kümmere ich mich um den Ablauf und die Durchführung der Planetariumsshows: Ich lade und starte die Programme, steuere den Projektor, der die Sterne auf unserer 360° Kuppelleinwand darstellt, regele die Lautstärke der Hintergrundmusik und der Sprecher*in und greife bei Unregelmäßigkeiten ein. Ich bin die einzige Person des Planetariumsteams, die während der Show gemeinsam mit dem Publikum in der Kuppel ist. Mein Arbeitsplatz ist das Schaltpult mit allen nötigen Monitoren und Knöpfen.

Die Berufsbezeichnung "Astrogator" ist ein Spiel mit den Begriffen Astronom und Navigator. Wir haben den Begriff nicht erfunden, sondern uns von der bekanntesten deutschen Science-Fiction-Fernsehserie aus den 1960er Jahren inspirieren lassen: "Raumpatrouille – Die fantastischen Abenteuer des Raumschiffes Orion" (später auch als „Raumpatrouille Orion“ bezeichnet - Anm. d. Red.). Da der Astrogator ja auch das Publikum durch das Weltall navigiert, erscheint uns dieser Name sehr plausibel.

Es war sicherlich von Vorteil, dass ich schon seit 20 Jahren Veranstaltungen technisch betreue und durchführe. Ansonsten braucht man technische Grundkenntnisse, muss einigermaßen mit Computern umgehen können und sollte im Dunkeln keine Angst haben. Ein Studium ist nicht erforderlich, aber Weltraumkenntnisse sind nötig. Das Planetarium hat mich als Kind schon fasziniert und als dort eine Stelle frei wurde, habe ich nicht gezögert mich dort zu bewerben. Jetzt bin ich seit circa zehn Jahren dort und genieße es jeden Tag.

Man sollte sich schon für Weltraum, Raumfahrt und die Planeten interessieren, und als Astrogator sind astronomische Grundkenntnisse sehr nützlich und teilweise unverzichtbar. Im Weltraum kann man sich schnell verfliegen, da ist es gut, wenn mal sich zu helfen weiß. Im Ernst - man muss die Abläufe am Himmel kennen, auch um nach der Show eventuelle Fragen von den Besucher*innen zu beantworten.

Natürlich hatte ich wie fast jeder Junge oft davon geträumt Astronaut zu werden. Ich war schon als Kind von der Raumfahrt fasziniert und kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie ich dem ersten Space Shuttle Start 1981 entgegenfieberte. Es ist fantastisch, dass ich durch meinen Job dem Traum etwas nähergekommen und dadurch auch schon einigen echten Astronauten begegnet bin, die zu Besuch bei uns im Planetarium waren, wie Reinholf Ewald, Ernst Messerschmid und Ulf Merbold.

Das ist ein langer Prozess. Es beginnt mit einer Idee, dann kommt der Text mit mehreren Verbesserungsdurchläufen, Videoproduktion, Beschaffung externer Beiträge, Sprecheraufzeichnung, Korrekturdurchläufe, Abmischung, Programmierung von Sternenprojektor, Lasersystem und Multimediasteuerung, Proben, Korrekturen, Testläufe, Finetuning, Previews – und schließlich die Premiere. Das war die Kurzfassung! Zum Ende der Testläufe werde dann auch ich als Astrogator hinzugezogen.

Jede Show ist anders und vieles hängt davon ab, wie viel wir selbst erstellen und was wir als Lizenzmaterial übernehmen. Ein paar Monate Arbeit mit ca. 6-8 Produktionsspezialist*innen kommen mindestens zusammen. Die Musikshows von Queen und Pink Floyd sind zum Beispiel weitgehend als Lizenzmaterial eingekauft und wurden nur mit Lasereffekten und Tontechnik von uns angepasst. Die Queen-Show geht auf eine Lasershow zurück, die von Münchner Kolleg*innen geschaffen wurde - gemeinsam mit Brian May, dem Gitarristen von Queen, der ja sogar Doktor der Astrophysik ist. Dann kamen weitere Fulldome-Szenen hinzu, bis es zu der bildgewaltigen Multimedia-Produktion wurde, die man heute auch bei uns im Planetarium sehen kann.

Aktuell ist es die Show „Aufbruch zum Mars“ aufgrund der beeindruckenden Bilder und dem Blick in die Zukunft. Aber als Fan von Queen und Pink Floyd komme ich auch bei den Musikshows immer wieder auf meine Kosten. Vor allem unsere Tonanlage kann da zeigen, was in ihr steckt. Zusammen mit Nebel und Laser sind diese Shows das ultimative Multimedia Ereignis. Von den früheren Produktionen ist mir „Kosmische Dimensionen“ am ehesten im Gedächtnis, weil sie die unglaublichen Ausdehnungen des Weltalls so verständlich und unterhaltend erklärt hat.

Das ist zwar momentan nicht geplant, hört sich aber gut an. Wir denken darüber nach. Manchmal klappen solche Vorhaben nicht, weil man nicht alle erforderlichen Aufführungsrechte bekommt oder es zu teuer wird.

Es ist schon ein paar Jahre her als unsere Kassenkraft ganz aufgeregt durch die Mitarbeiterräume sprang und rief „Gianna Nannini ist hier!“ Ich war der Vorführer der nächsten Show, in der sie sitzen sollte und dachte mir: „Oh, wie schön!“ (Gianna Nannini ist eine italienische Songschreiberin und Rocksängerin, Anm. d. Red.). Als ich meinen Arbeitsplatz betreten hatte, schaute ich mich um, habe sie aber nicht entdeckt. Also habe ich die Show gestartet. Es wurde dunkel, und, plötzlich, erstrahlte die Kuppel durch ein Smartphone-Display. Man muss dazusagen, dass wirklich ein einziges Display ausreicht, um die ganze Kuppel so zu erleuchten, dass man kaum noch Sterne sieht. Ich habe kurz gewartet, griff dann zum Mikrofon und forderte die Person mit dem Handy auf, es abzuschalten. Dann war es kurz aus, um danach gleich wieder aufzuleuchten. Ich griff wieder zum Mikro und forderte nochmals auf, das Handy abzuschalten. Daraufhin sind ein paar Personen aufgestanden und gegangen. Die Show konnte nun störungsfrei weitergehen. Nach der Show wurde mir gesagt, dass dies Frau Nannini war… Mi scusa, signora! Dieses Erlebnis werde ich nicht so schnell vergessen. 

Die Showbeschreibungen und unseren Spielplan findet ihr auf unserer  Website (Öffnet in einem neuen Tab) .

Da ich mich auch um die  Facebook- (Öffnet in einem neuen Tab) und  Instagram-Seiten (Öffnet in einem neuen Tab) kümmere, würde ich mich auch freuen, wenn ihr dort vorbeischaut. 

Die Fragen wurden im Rahmen der Social‐Media‐Aktion „Frag mich“ gesammelt und vom Kulturamt aufbereitet.

Stephanie Habel: Der/die Registrar ist für das Sammlungsmanagement in Museen zuständig. Die Berufsbezeichnung kommt aus dem angelsächsischen Sprachraum. Im Deutschen gibt es keine adäquate Bezeichnung dafür und so wurde der Begriff in den internationalen musealen Sprachgebrauch übernommen. Die Aufgabengebiete variieren an den einzelnen Museen - aber generell organisieren, koordinieren und überwachen Registrars die Exponate innerhalb und außerhalb eines Museums. Ich kümmere mich bei meiner Arbeit im StadtPalais zum Beispiel um alle Exponate, die in Ausstellungen gezeigt, verliehen, gesammelt und bewahrt werden. Ich bin nicht nur für die Versicherung, den Transport und für die Leihvorgänge verantwortlich, sondern auch dafür, dass der Zustand der Werke erfasst wird und dass sie inventarisiert, aufbewahrt und gesichert werden.

Habel: Das Schöne an meinem Job ist, dass ich unmittelbar mit den Exponaten zu tun habe und am Entstehen einer neuen Ausstellung direkt beteiligt bin. Wenn sie endlich steht und ich vor meinen Augen sehen kann, was wir als Team geschafft haben, das ist wirklich unbeschreiblich toll! Während der Arbeit an einem solchen Projekt, wie bei unserer neuen großen Ausstellung zu Wilhelm II., lerne ich viele neue und interessante Menschen aus aller Welt kennen und sorge dafür, dass die unterschiedlichsten und oft beeindruckenden Ausstellungsstücke zu uns finden. Das macht die meist sehr stressige und herausfordernde Zeit wett.

Habel: Ich erinnere mich gerne an mein erstes Exponat, das ich hier für das StadtPalais entgegen und wieder an seinen Platz bringen durfte: die Morgenhaube der Königin Olga. So ein wundervoller und gleichzeitig empfindlicher Gegenstand, so ganz aus Seide und so einzigartig. Auch die Geschichte dieses Stückes finde ich als Stuttgarterin natürlich spannend. So trage ich als Sammlungsmanagerin auch einen Teil dazu bei, die Geschichte unserer Stadt zu bewahren und auch zu erzählen.

Habel: Die Ausstellungsstücke werden von unseren Kurator*innen der jeweiligen Ausstellungen ausgesucht. Meist, wie jetzt bei unserer aktuellen Ausstellung, Wilhelm II., geht eine jahrelange Recherche voraus. Was soll die Ausstellung über Wilhelm II. aussagen, erzählen und zeigen? Wenn diese Fragen beantwortet sind, werden die Objekte und Kunstwerke recherchiert, die präsentiert werden sollen und Museen, Bibliotheken, Archive oder aber auch private Personen dazu angeschrieben. Wie sah zum Beispiel der Alltag unseres letzten Königs aus? Die etwaigen Leihgaben werden dann im Idealfall zugesagt und an uns verliehen. Je nachdem, was dann zu uns kommt, wird in der Ausstellung schließlich gezeigt.

Habel: Ein außergewöhnliches Objekt, das wir zurzeit an das Technomuseum in Mannheim entleihen, ist eine Postkarte mit aufgeklebten Milchzähnen von 1988. Der Vater hat der Mutter die Milchzähne des ältesten Kindes nach Deutschland geschickt, weil er aus Rumänien nicht ausreisen durfte. Er hielt mit dieser Postkarte einen sehr wichtigen Augenblick im Leben des ersten Kindes und der räumlich getrennten Familie fest. Gerade heute ist das Schicksal dieser Familie aufgrund der Situation mit Geflüchteten natürlich sehr aktuell, aber Zähne als Ausstellungsobjekt hielt ich tatsächlich zum ersten Mal in der Hand - das war schon sehr außergewöhnlich.

Habel: Mein Lieblingsausstellungsstück befindet sich bei uns in der Dauerausstellung und ist das Notizbuch von Wilhelm Wolf, Sohn des jüdischen Fabrikanten Max Wolf. Er notierte in diesem Buch die Namen und Adressen der Juden, denen er während des 2. Weltkrieges mit Geld half. Viele der Adressen befanden sich in Konzentrationslagern oder Ghettos, andere im Ausland. Dieses Buch ist so bedeutend für mich, da es zeigt, wie wichtig es ist, anderen Menschen in der Not zu helfen. Aber auch - gerade jetzt - sich dieser Zeiten bewusst zu werden und sie nicht zu vergessen.

Habel: Die Objekte bzw. Exponate kommen nach Ausstellungsende wieder zurück zu Ihren Eigentümer*innen. Davor wird der Zustand jedes Exponates protokolliert. Das dient auch zur Sicherstellung, dass dem Ausstellungsstück bei uns im Haus nichts passiert ist. Wenn es dann dementsprechend verpackt ist, kann es von einer Kunstspedition abgeholt werden oder wir bringen es zurück. Gehört das Werk zu unserer Sammlung, kommt es in unser Museumsdepot am Bellingweg. Objekte der Sammlung, die nicht in unserer Dauerausstellung zu sehen sind, werden in extra klimatisierten Räumen in unserem Depot aufbewahrt.

Habel: Ja, es kann vorkommen, dass ein Werk nicht gezeigt wird, da es am Ende nun doch nicht ins Konzept passt oder vielleicht der Platz, an dem es gezeigt werden soll, doch nicht der richtige ist. Das ist aber äußerst selten.

Habel: Nachhaltigkeit im Museum wird ein immer wichtigeres Thema. Wer in Zukunft wettbewerbsfähig bleiben möchte, muss nachhaltig denken und handeln. Das fängt schon im Kleinen im Büro an. Wir versuchen überall Ressourcen zu sparen und Materialien wiederzuverwenden oder neu einzusetzen. Unser Festival Stuttgart am Meer recycelt zum Beispiel die Materialien für das nächste Jahr. Das heißt, was ihr da seht, war schon größtenteils letztes Jahr im Gebrauch.

Habel: Ja, das machen wir ganz oft. Die Ausstellung zu Wilhelm II. haben wir gemeinsam mit dem Staatsarchiv erarbeitet. Auch generell sind wir mit den Kolleg*innen der anderen Institutionen eng in Kontakt. Wir alle wollen tolle Projekte auf die Beine stellen, aber auch unserer Aufgabe, die Exponate der Nachwelt zu erhalten, gerecht werden. Dadurch ist eine enge Zusammenarbeit unter den einzelnen Häusern ein Muss.

Habel: Ihr findet uns auf  Instagram, (Öffnet in einem neuen Tab) bei  TikTok (Öffnet in einem neuen Tab) , auf  Facebook (Öffnet in einem neuen Tab) ,  YouTube (Öffnet in einem neuen Tab) ,  Twitter, (Öffnet in einem neuen Tab) und unserer  Website (Öffnet in einem neuen Tab) . Hört auch gerne in unsere Podcasts rein!

Die Fragen wurden im Rahmen der Social-Media-Aktion "Frag mich" gesammelt und vom Kulturamt aufbereitet.

Landeshauptstadt Stuttgart Rathaus Marktplatz 1 70173 Stuttgart

Die Behördennummer 115 ist in der Regel zum Festnetztarif und damit kostenlos über Flatrates erreichbar. Viele Mobilfunkanbieter haben ihre Preise den Festnetztarifen angepasst.