Nicht nur Preetz ist als Schusterstadt bekannt: Auch Barmstedt im Kreis Pinneberg wurde im 19. Jahrhundert eine Hochburg für die Schuhmacherei - ein kleines Wirtschaftswunder.
Wenn man in Schleswig-Holstein von der "Schusterstadt" spricht, meint man üblicherweise die Gemeinde Preetz im Kreis Plön. Es gibt aber noch einen weiteren Ort, in dem das Schuhmacher- und Schusterhandwerk prägend war: Barmstedt. Die Geschichte begann mit einem ganz besonderen Paar Stiefel.
Bis ins 19. Jahrhundert hinein gab es keine Möglichkeit, wirklich wasserfeste Stiefel herzustellen. Fischer, Seeleute, Steuermänner hatten stets mit nassen Füßen zu kämpfen. Dann aber fand ein Schuhmacher in Barmstedt die Lösung: Für die Nähte verwendete er statt Nadeln Schweinsborsten, die machen kleinere Löcher. Und er nähte mit einem in Pech getränkten Faden, der die kleinen Löcher dann auch noch verstopfte. Außerdem verwendete er für die Sohlen statt Metallnägeln solche aus Holz - die rosten nicht.
Diese ersten wasserdichten Seestiefel verkauften sich sogar bis in die USA. Scharenweise pilgerten daraufhin Lehrlinge und Gesellen - teilweise hunderte Kilometer weit - nach Barmstedt. Sie wollten lernen, wie man solche Stiefel macht. Viele dieser Männer gründeten in dem Städtchen eigene Betriebe. 1835 kamen auf knapp 1.500 Einwohner 133 Schuhmachermeister, 100 Gesellen und 80 Lehrlinge. Die ganze Umgebung versorgten sie mit Schuhen.
Aus dieser Tradition entwickelte sich im Lauf der Zeit eine gutgehende Schuhindustrie. Zeitweise gab es fünf Fabriken in Barmstedt. Auch Gabor, heute europaweit der größte Damenschuh-Hersteller, begann 1949 dort mit einer Fabrik. Mittlerweile aber ist auch das letzte Werk längst geschlossen. Und so erinnern nur noch einige Schauräume im Museum und die Skulptur eines Schusterjungen in der Innenstadt an die große Zeit des Handwerks, die mit wasserfesten Seestiefeln begann.
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